Folsäure in der Schwangerschaft
Bei Folsäure bzw. Folat handelt es sich um ein wasserlösliches B-Vitamin, dessen körperlicher Bedarf in der Frühschwangerschaft steigt. Es wird über die Nahrung aufgenommen. Da es eine große Rolle bei der Kindesentwicklung spielt, ist eine ausreichende Aufnahme von Folsäure in der Schwangerschaft besonders wichtig. Wird ein Folsäuremangel nicht erkannt und bleibt damit unbehandelt, kann dies schwerwiegende Folgen für das Baby haben.
Warum Folsäure während der Schwangerschaft wichtig ist
Folat bzw. Folsäure ist dafür bekannt, dem Baby bei der Entwicklung seines Neuralrohrs (die erste Entwicklungsstufe des Nervensystems) zu helfen. Nach heutigem Wissenstand ist gar das einzige Vitamin, dass einen offenen Rücken beim Kind verhindern kann. Ein Mangel kann außerdem zu geistigen Entwicklungsstörungen, einen Hydrocephalus (Wasserkopf), einen Herzfehler oder eine Lippen-Kiefer-Gaumen Spalte führen.
In der Frühschwangerschaft, wo sich das Nervensystem bildet, ist eine ausreichende Folsäure-Zufuhr daher auch besonders wichtig. Im späteren Verlauf dagegen wird das Folat immer mehr zur Nebensache.
Was ist der Unterschied zwischen Folat und Folsäure?
Viele Menschen leben im Glauben, dass Folsäure und Folat ein und das selbe sind. Auch wenn sie sich sehr ähneln, ist dies jedoch nicht der Fall! Bei Folat handelt es sich um das natürlich in Lebensmitteln vorkommende Vitamin. Folsäure dagegen wird industriell hergestellt und meist in Kapsel- oder Tablettenform (frei erhältlich) angeboten.
Grundsätzlich haben aber erst einmal beide die gleiche Wirkung auf die Kindesentwicklung in der Schwangerschaft. Die synthetische Folsäure wird jedoch leichter und fast vollständig vom Körper verwendet, als dass es beim natürlichen Folat der Fall ist. Daher wird häufig seitens des Frauenarztes, Schwangeren die Einnahme empfohlen bzw. ein entsprechendes Folsäure-Präparat in der Frühschwangerschaft verschrieben.
Lebensmittel mit hohem Folat-Anteil:
Folat ist in vielen Lebensmitteln enthalten. Bei einigen ist der Anteil sogar besonders hoch. Schwangere Frauen, die das natürliche Vitamin der industriell hergestellten Folsäure vorziehen, sollten daher viele folgender Lebensmittel in ihrem Speiseplan integrieren:
- Käse
- Milchprodukte
- Vollkornprodukte
- Kleieflocken
- Weizenkeime
- Nüsse
- Papaya
- Spinat
- Salat
- Rosenkohl
- Brokkoli
- grüne Bohne
- Lauch
- Grünkohl
- Erbsen
- Spargel
Da Folat wasserlöslich und sowohl licht-, als auch hitzeempfindlich ist, sollte auf eine schonende Zubereitung geachtet werden. Rohkost ist daher besonders folatreich. Natürlich sollte das rohe Obst und Gemüse vor dem Verzehr gründlich gewaschen werden.
Wie viel Folsäure in der Schwangerschaft?
Der Folsäurenbedarf in der Schwangerschaft ist abhängig vom Schwangerschaftsfortschritt. Im ersten Trimester sollten täglich 600 bis 800 Mikrogramm (Empfehlung des Arztes beachten!) zusätzlich über Folsäure-Tabletten aufgenommen werden.
Schon ab zweiten Schwangerschaftsdrittel kann darauf verzichtet werden, da das Nervensystem des Kindes über die kritische Aufbauphase hinaus und auch kein offner Rücken mehr zu befürchten ist. In aller Regel schadet es jedoch nicht, Folsäure die komplette Schwangerschaftszeit über zu nehmen. Viele Schwangere nehmen nach den entscheidenden zwölf Schwangerschaftswochen jedoch nur noch die halbe Dosierung.
Bei einer früheren Geburt eines Kindes mit offenen Rücken, kann dies darauf hindeuten, dass der Folat-Bedarf der Schwangeren höher als üblich ist. Der Frauenarzt verschreibt unter diesen Umständen eine bis zu zehnfach höhere Dosis Folsäure.
Nahezu alle Ärzte empfehlen zudem, bereits bei Auftreten eines Kinderwunsches und damit noch vor der Schwangerschaft, mit der Einnahme von täglich 400 Mikrogramm Folsäure zu beginnen. Mindestens vier Wochen vor Schwangerschaftseintritt sind ratsam. Mit gleicher Dosierung sollte auch die Stillzeit über fortgesetzt werden.
Folsäure-Tabletten können in Apotheken vor Ort, aber auch teilweise deutlich günstiger online gekauft werden.
Folat-Mangel feststellen
Sicher feststellen lässt sich ein Folat-Mangel nur über eine Laboruntersuchung des Blutes, die der Frauenarzt veranlassen kann. Doch es gibt auch typische Anzeichen, die auf einen Folsäure-Mangel hindeuten können:
- ständige Müdigkeit
- Schwächegefühl
- Nervosität
- Durchfall
- Übelkeit
- Glossitis (Zungenentzündung)
- Thrombozytopenie (Blutplättchenmangel)
Risikogruppe für einen Folsäuremangel
Einige Krankheiten und Umstände können einen Folsäuremangel in der Schwangerschaft sogar begünstigen. bei Frauen folgender Risikogruppen ist eine nichtbedarfsgerechte Deckung sehr wahrscheinlich:
- Raucher
- Alkoholiker
- Leberkranke
- chronischen Blutungen
- chronische Magen-Darm-Erkrankungen
- Frauen die die Anti-Baby-Pille nehmen
Bei Verdacht eines Folatdefizits, sollte der Arzt oder die Hebamme natürlich erster Ansprechpartner sein. Da die Nahrungsaufnahme den erhöhten Bedarf in der Frühschwangerschaft nur selten deckt, wird ein Folsäure-Präparat meist sowieso routiniert bei der ersten Schwangerschaftsvorsorgeuntersuchung verschrieben.
Natürliches Folat oder Folsäure-Tabletten?
Sicherlich mag die Aufnahme von natürlichem Folat über die Nahrung der „bessere“ Weg sein. Doch der erhöhte Bedarf in der Frühschwangerschaft lässt sich nur sehr schwer über die Nahrungsaufnahme decken. Auch eine genaue Kontrolle über die Aufnahmemenge gestaltet sich auf natürlichem Wege relativ schwer.
Durch die Einnahme von Folsäure in Kapsel- oder Tablettenform lässt sich dagegen sicherstellen, den für die gesunde Kindesentwicklung benötigten Vitaminbedarf auch wirklich immer zu decken. Vorsorglich verschreiben daher auch die meisten Frauenärzte ein entsprechendes Präparat zur Einnahme, ohne den genauen Folatspiegel der Frau zu kennen.
Die Einnahme von Folsäure-Kapseln mag der Schwangeren zwar letztendlich selbst überlassen sein, jedoch spricht in aller Regel mehr dafür, als darauf zu verzichten.