Nabelschnurblut einlagern oder spenden

Das Blut in der Nabelschnur enthält wichtige Stammzellen. Häufig wird es jedoch nach der Geburt einfach weggeworfen. Dazu ist es aber eigentlich zu schade! Quasi als Reparatur-Kit für verschiedene Gewebe, können die gewonnen Nabelschnurblutstammzellen Menschenleben retten! Viele Eltern entschließen sich daher, das Nabelschnurblut einlagern zu lassen oder zu spenden.

Nabelschnur wird durchgeschnitten

Warum Nabelschnurblut so kostbar ist

Seit Ende der 80er Jahre ist bekannt, dass im Nabelschnurblut Millionen wichtiger Stammzellen enthalten sind. Diese besitzen die Fähigkeit, das blutbildende System des Körpers wiederherzustellen.
Bisher konnte Nabelschnurblut bei über 70 Krankheiten erfolgreich als Therapie eingesetzt werden. In Deutschland ist das Verfahren bisher jedoch nur bei Blutkrankheiten und genetischen Stoffwechselerkrankungen zugelassen.

Recht fortgeschritten ist die Medizin dabei bei der Behandlung von Leukämie: Die gesunden Körperzellen sorgen für eine neue Blutbildung und regenerieren so das Immunsystem. Sehr viele Leukämiepatienten konnten auf diese Weise bisher geheilt werden.

Vor- & Nachteile:

Die Stammzellengewinnung über Nabelschnurblut hat einige Vorteile gegenüber den Stammzellen aus dem Knochenmark:

  • Die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut sind bei der Entnahme noch relativ Jung. Zu diesem Zeitpunkt haben sie in der Regel noch nicht gelernt, Fremdzellen abzuwehren. Nach einer Transplantation kommt es daher viel seltener zu Komplikationen (Graft-versus-Host-Erkrankung).
  • Das Nabelschnurblut wird unmittelbar nach der abgeschlossenen Geburt entnommen, wenn das Kind bereits abgenabelt ist. Ein späterer Eingriff ist nicht erforderlich.
  • Die Gewinnung selbst ist risikoarm und schmerzfrei. Während der Blutabnahme haben das Wohlergehen von Mutter und Kind stets den Vorrang.
  • Nabelschnurblutstammzellen können sich auch zu Leber-, Blutgefäß-, Muskel-, Nerven-, Knochen-, Knorpel- und Inselzellen entwickeln. Dies wurde jedoch noch nicht am Menschen erprobt.

Umgekehrt bestehen jedoch auch Nachteile bei der Verwendung von Nabelschnurblut- gegenüber Knochenmark-Stammzellen:

  • nur eine begrenzte Stammzellenmenge
  • ausschließlich bei der Geburt zu gewinnen
  • längere Aplasie der Blutbildung
  • Nabelschnurblut kann auch Gendefekte enthalten

Nabelschnurblut einlagern sinnvoll?

Auch wenn es vielversprechend klingen mag, das Nabelschnurblut einlagern zu lassen, raten viele Ärzte (Quelle: Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Knochenmark- und Blutstammzelltransplantation e.V.) jedoch von privaten Nabelschnurbanken ab.
Die Wahrscheinlichkeit, dass die eigenen Stammzellen später einmal zur Therapie von Krebs oder anderen Erkrankungen angewendet werden können, ist äußerst gering. Dabei ist außerdem eine genetische Veranlagung zu berücksichtigen, sodass die Krankheit ggf. später erneut ausbrechen kann.
Nur sehr wenig wahrscheinlicher währe es, dass nahe Verwandte (z. B. Geschwister) von dem eigelagerten Nabelschnurblut profitieren können. In diesem Fall, würden meist aber auch Stammzellen aus Blut oder Knochenmark infrage kommen.

Außerdem ist in der Praxis überhaupt unbekannt, wie lange eingefrorenes Nabelschnurblut tatsächlich einsatzfähig bleibt und für zur Therapie verwendet werden kann. Alle Angaben über eine jahrhundertelange Aufbewahrung sind rein theoretisch.

Ob ein Nabelschnurblut einlagern sinnvoll ist, sollte jedes Elternpaar selbst entscheiden. Wichtig jedoch ist, sich nicht von den panikmachenden Werbebotschaften ein schlechtes Gewissen machen zu lassen, wenn sich gegen die Privateinlagerung entschieden wird.

Nabelschnurblut spenden

Eltern, die das Nabelschnurblut nicht privat einlagern lassen wollen, sollten über eine Nabelschnurblutspende nachdenken. Eine solche Spende dient einerseits der Stammzellenforschung, um neue Stammzellen-Therapien entwickeln zu können.
Darüberhinaus kommt eine Spende auch für Therapie anderer Patienten in Frage. Eine solche lebensrettende Fremdspende ist für viele Betroffene die letzte Hoffnung und Chance auf eine Heilung.

Viel zu schade also, um stattdessen einfach entsorgt zu werden!

Voraussetzung um als Nabelschnurblutspender überhaupt in Frage zu kommen ist jedoch, dass die werdende Mutter vor der Entbindung keinerlei Blutprodukte erhalten hat. Dazu zählt auch eine Anti-D-Prophylaxe, zu der es bei einer Rhesus-Inkompatibilität kommt.

In Deutschland kann über sechs Institutionen gespendet werden, welche mit dem Zentralen Knochenmarkspender-Register Deutschland zusammenarbeiten:

Das ZKRD ist die größte Stammzellen-Datenbank in Europoa und stellt die Nabelschnurpräparate für alle Patienten weltweit zur Verfügung. Global kann auf über 28 Millionen Spendern zugegriffen werden.

Um über die ZKRD überhaupt Nabelschnurblut spenden zu können, muss die jeweilige Klinik aber auch mit der Nabelschnurblutbank zusammenarbeiten. Eine alphabetische Liste aller Kooperationskliniken für eine Nabelschnurblutspende ist hier zu finden.

Ablauf der Nabelschnurbluteinlagerung

Die Gewinnung des Nabelschnurbluts erfolgt erst nach der Entbindung. Zu diesem Zeitpunkt ist das Baby bereits abgenabelt und liegt meist schon bei seiner Mutter in den Armen. Währenddessen wird die abgeklemmte Nabelschnur bzw. deren Vene punktiert. Das Blut wird dabei in einem speziellen Beutel gesammelt. Dieser wird sofort im Anschluss an die Nabelschnurblutbank geschickt.
Wichtig zu wissen ist, dass während des ganzen Vorgangs, stets das Wohl von Mutter und Kind im Vordergrund steht!

Im Labor der Nabelschnurblutbank angekommen, werden die Stammzellen aus dem Nabelschnurblut extrahiert und anschließend bei einer Temperatur von unter -180°C eingefroren.

Handelt es sich bei dem Nabelschnurblut um eine Spende, werden die notwendigen Stammzellendaten im zentralen Knochenmarkspender-Register der ZKRD eingetragen. Die Eintragung erfolgt in anonymisierter Form.
Zum Abschluss erhalten die Eltern die Information, ob die gespendeten Stammzellen verwendet werden konnten. In der Regel wird dies binnen drei Monate nach der Geburt mitgeteilt.

Kosten der Nabelschnurblut-Einlagerung

Die Kosten einer privaten Nabelschnurblut-Einlagerung sind relativ hoch. Sie belaufen sich (in Abhängigkeit von der Einlagerungsdauer) meist auf einen vierstelligen Euro-Bereich.

Eine Kostenerstattung durch die Krankenkasse ist gesetzlich nicht vorgesehen. Einige Kassen erklären sich dennoch dazu bereit, sie zumindest anteilsmäßig (ca. 200 Euro) zu übernehmen. Nachfragen kann sich unter Umständen also lohnen.

Preise der einzelnen Anbieter

Gem. Stand August 2016 ist mit folgenden Kosten für die Entnahme des Nabelschnurblutes samt Einlagerung zu rechnen:

Seracell

  1. variable Laufzeit: 6 Euro pro Monat* + einmalig 390 Euro
  2. 5 Jahre: 690 Euro
  3. 10 Jahre: 990 Euro
  4. 20 Jahre: 1.390 Euro
  5. 30 Jahre: 1.690 Euro

* Der Monatsbeitrag reduziert sich nach zehn Jahren auf 4 Euro und nach 20 Jahren auf 2 Euro.

Quelle: https://www.seracell.de/angebot/

VITA 34

  1. variable Laufzeit: 72,20 Euro pro Jahr + einmalig 2.490 Euro
  2. 25 Jahre: 3.395 Euro (danach 72,80 Euro jährlich)
  3. 50 Jahre: 4.800 Euro (danach 72,80 Euro jährlich)

Quelle: https://www.vita34.de/angebot/vitaplusnabelschnur/

ericur

  1. 25 Jahre: 2.595 Euro
  2. 50 Jahre: 3.595 Euro
  3. je 10 Jahre Verlängerung: 400 Euro

Quelle: https://www.eticur.de/angebot/angebot-private-aufbewahrung.html

In jedem Fall sollte aber auch der einzelne Leistungskatalog verglichen werden. Einige Zusatzleistungen lässt sich mancher Anbieter teuer bezahlen, während andere Firmen, die im Grundpreis zwar etwas teurerer sind, sie aber bereits inkludiert haben.

Kosten einer Nabelschnurblutspende

Für eine Nabelschnurblutspende fallen üblicherweise keine Kosten an. Für die Entnahme und Einlagerung kommt die jeweilige Spendendatenbank auf.

Einige Privat-Datenbanken bieten außerdem an, dass Blut erst einmal privat einzulagern, jedoch mit der Option es später doch noch zu spenden. Sollte sich ein möglicher Spendenempfänger finden und wird der Spende zugestimmt, werden die gesamten Unkosten der privaten Nabelschnurblut-Einlagerung zurückerstattet.

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